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Das Eisenbahnausbesserungswerk Lingen

Grußworte und Vorbemerkungen

Grußwort des Staatssekretärs und Lingener Oberbürgermeisters a. D. Heiner Pott

Heiner Pott

In der mehr als tausendjährigen Geschichte der Stadt Lingen gibt es einige markante historische Eckpunkte, die die Entwicklung der Stadt in entscheidender Weise beeinflusst haben. Eines der wichtigsten Ereignisse für die wirtschaftliche Entwicklung war zweifellos der Bau der Hannoverschen Westbahn und damit verbunden die Errichtung des EAW, des Eisenbahnausbesserungswerks, in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit dem Bau des EAW begann die Entwicklung Lingens von einer landwirtschaftlich und ländlich geprägten Kleinstadt hin zu einem prosperierenden Industriestandort, der heute das größte Mittelzentrum mit zahlreichen oberzentralen Einrichtungen im Emsland ist.

Von dem einstmals das südliche Stadtbild prägenden EAW mit seinen imposanten Hallen und zahlreichen Gebäuden konnte in der Vergangenheit vieles nicht erhalten werden, da zunächst keine sinnvollen und finanzierbaren Folgenutzungen vorhanden waren. Die Hallen verfielen zusehends.
Dies haben wir als Stadt in enger Zusammenarbeit und mit großer Unterstützung des Landkreises und des Landes Niedersachsen, des Bundes, der Fachhochschule Osnabrück und weiterer Einrichtungen verändern können: Die verbliebenen Hallen werden in wenigen Jahren komplett saniert und mit neuem Leben erfüllt sein. Das 'Zentrum für Wirtschaft, Medien und Kunst' ist schon vor langer Zeit in die Halle IV eingezogen; das IT-EL-Zentrum hat vor wenigen Monaten in den Hallen 31/51 seine Arbeit aufgenommen und die Planungen für den Ausbau der Hallen I und II zum Standort für Fachhochschule und Berufsakademie für insgesamt 2000 Studierende werden derzeit konkretisiert.

Viele Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt – und nicht nur die 'alten Eisenbahner' – erinnern sich noch gut und gern an das Bahnwerk in seiner ursprünglichen Form. Ich freue mich, dass Herr Frank Drees die mit unzähligen mühevollen Stunden verbundene Arbeit auf sich genommen hat, das EAW in eben dieser ursprünglichen Form wieder auferstehen zu lassen – zum einen in Form des maßstabgetreuen Modells im Eingangsbereich der Halle IV und zum anderen in Form dieser Internetpräsentation. Insbesondere diese Präsentation gibt vielen Interessierten, die keine Gelegenheit zu einem persönlichen Besuch haben, die Möglichkeit zu einem virtuellen Rundgang auf dem Gelände, in den Gebäuden und damit in einem bedeutenden Teil der Lingener Stadtgeschichte.

Herrn Frank Drees und allen, die ihn bei seiner wertvollen Arbeit unterstützt haben, danke ich sehr herzlich für dieses Engagement. Dem realen EAW in Lingen und besonders dem EAW auf diesen Seiten von ARCHISTORIES wünsche ich viele interessierte Besucherinnen und Besucher und eine weite Verbreitung.

Unterschrift Heiner Pott

Heiner Pott
Staatssekretär und Lingener Oberbürgermeister a. D.

Grußwort des Werkleiters Tech. Bundesbahnoberamtsrat Dipl.-Ing. Bernhard Rehring

Bernhard Rehring

Im Mittelpunkt dieses Rückblicks und der Erinnerung steht die faszinierende Geschichte des Eisenbahnausbesserungswerkes (EAW) in Lingen. Hier lag im Altkreis Lingen mehr als ein Jahrhundert der eigentliche industrielle Schwerpunkt. Noch zu Zeiten des Königreichs Hannover wurden mit der Inbetriebnahme des hannoverschen Westbahn 1856 auch die Werkstätten für den Betrieb der Westbahn eingerichtet.

Es waren die 'Königlichen Bahnhofswerkstätten' zu Lingen, die sich im Laufe der Zeit zu einem modernen Fertigungsbetrieb entwickelten. So wurde bereits 1919 die 200m lange und 50m breite 'Lokrichthalle' mit einer Taktfertigung für die Dampflokinstandhaltung in Betrieb genommen. Es war dies ein hochtechnisiertes Eisenbahnwerk mit einer vorbildlichen Lehrlingsausbildung.

Das EAW Lingen bestand aus zwei großen Werken: das südlich gelegene Wagenwerk ('Mühle' genannt) und das eigentliche Lokwerk. Erst mit dem Strukturwandel der Bahn in den 1970er Jahren wurden die Dampflokwerke ihrer Existenz beraubt und viele Werke geschlossen. Das Wagenwerk wurde bereits 1954 geschlossen und die Stadt Lingen erbaute hier später die Emslandhallen.

Mit einer getakteten Güterwageninstandhaltung, einem Stahlbau und den Wartungsarbeiten der DB-Container-Krananlagen, mit der Reparatur von Güterwagendecken, der Instandsetzung von Druckmessern, einer Stempelfertigung, einer Feuerlöscherwerkstatt und einer Logistikleistung für das VW-Werk Emden gelang es, nach dem Auslaufen der Dampflokzeit ab 1972 die nächsten Jahre sozialverträglich zu meistern.

In Abhängigkeit vom jeweiligen Personalbestand wurden immer wieder Fertigungszweige aufgelassen, so dass zum Jahresende 1995 die noch verbliebene Stempelfertigung sowie die Feuerlöscherwerkstatt zu einer Sonderwerkstatt nach Osnabrück verlagert wurden. Ein Jahr später kam dann das 'Aus' für die im Werk Lingen noch vorhandene Tischlerwerkstatt mit der bundesweiten Fertigung von Inneneinrichtungen der Fahrkartenausgaben und einer Schlosserei der ehemaligen Bahnmeisterei Lingen.
142 Jahre nach Gründung der 'Königlichen Bahnhofswerkstätten Lingen' war kein Eisenbahner mehr im ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerk beschäftigt.

Dank der geschichtlichen und lobenswerten Verantwortung der Stadt Lingen wurde der Hallenkomplex 'Halle IV' in den vergangenen Jahren vorbildlich restauriert und ist heute ein architektonisches Kleinod aus der Gründerzeit der Eisenbahn. Zukünftig wird auch die Lokrichthalle einer neuen wirtschaftlichen Nutzung zugeführt.
Ein ganz besonderer Dank gilt Herrn Frank Drees, der die Geschichte des ehemaligen Eisenbahnwerkes nicht nur in einer sehenswerten Dokumentations-Ausstellung für die Nachwelt dargestellt hat, sondern sie auch als Online-Version in diesem tollen Portal weltweit zur Verfügung stellt.

Unterschrift Bernhard Rehring

Dipl.-Ing. Bernhard Rehring
Techn. Bundesbahnoberamtsrat a. D.

Vorwort von Dipl.-Ing. [FH] Arch. Frank F. A. Drees, Betreiber von archistories.com

Frank F. A. Drees

Auf den folgenden Seiten, die die Geschichte eines wichtigen Teils der nordwestdeutschen Eisenbahngeschichte dokumentieren, stelle ich Ihnen das Eisenbahnausbesserungswerk (EAW) Lingen umfassend vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der baulichen Geschichte des Werkes. Die einzelnen Gebäude werden eingehend vorgestellt, ihre Entstehung, Nutzung und Entwicklung bis in die Gegenwart behandelt. Auf architektonische Fachsimpelei wird dabei weitestgehend verzichtet, um diese Internet-Dokumentation für ein breites Publikum interessant zu machen und dabei unnötige Verständnisprobleme zu vermeiden.

Die Online-Version versteht sich als zeitgemäße Ergänzung meiner Dokumentations-Ausstellung in der Lingener Halle 4 sowie als Möglichkeit, das Eisenbahnausbesserungswerk Lingen einmal in seiner ursprünglichen Erscheinung kennen zu lernen, die heute weitgehend verloren gegangen ist. Bitte beachten Sie, dass sich dieses Portal in ständigem Ausbau befindet und fortlaufend um neue Rubriken ergänzt wird.

Bitte beachten Sie die Urheberrechte, die für sämtliche auf diesen Webseiten enthaltenen Inhalte (Texte, Entwürfe, Zeichnungen und Bilder) beim Urheber liegen und nur mit schriftlicher Genehmigung reproduziert oder anderweitig genutzt werden dürfen.

Und nun wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung bei Ihrem virtuellen Besuch im Eisenbahnausbesserungswerk Lingen.

Unterschrift Frank F. A. Drees

Dipl.-Ing. [FH] Arch. Frank F. A. Drees
Betreiber von archistories.com

EAW Lingen:
1856-1996
Max. Belegschaft 1919:
2.287 Personen
Grundfläche:
ca. 56.000m² / 5,6ha
Davon bebaut:
ca. 29.700m² / 2,97ha
Davon Freiflächen:
ca. 26.300m² / 2,63ha
Max. Abmessungen:
ca. 140 x 490m
Heutige Nutzungen:
Fachhochschule Osnabrück, Medien, Wirtschaft, Kunst, Öffentliche Verkehrsflächen